LA TABATIÈRE – un petit orchestre historique
Rebecca Raimondi, Violine · Lorenzo Gabriele, Flöte · Konstanze Waidosch, Violoncello und Viola da Gamba · Bernhard Reichel, Theorbe und Laute · Alexander Von Heißen, Spinett mehrAus der Projektbeschreibung von La Tabatière – un petit orchestre historique
Edinburgh calling
Eine Reise auf den Spuren der Edinburgh Musical Society
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erwachte das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Edinburgh zu neuem Glanz. Die Gründe für diesen Aufschwung sind in mehreren Elementen zu suchen: der wachsende Reichtum Edinburghs als Handelszentrum; die Verbreitung von Rechtswissenschaft, Medizin und guten Schulen; die zunehmende Verärgerung der Oberklasse über die von der Kirche verhängte Zensur ihrer gesellschaftlichen Vergnügungen; die Begeisterung in ganz Europa angesichts der neuen italienischen und französischen Barockmusik, die von schottischen Reisenden in relativ nahe gelegenen Orten wie London, Paris, Antwerpen, Rotterdam und Hamburg erlebt werden konnte; und, schließlich, die Freimaurerei – eine geheime religiöse Bewegung, die sich zu dieser Zeit rasch in ganz Europa ausbreitete und der sich viele Schotten anschlossen – die an die angeborene Güte des Menschen und an die Möglichkeit glaubte, die Schranken zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Ober- und Unterschicht zu überwinden. So entstanden in Edinburgh bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Reihe von Konzerten und ein freimaurerisch geprägter Club, in dem sich adlige Musikamateure mit Berufsmusikern aus bescheideneren Schichten trafen und mit ihnen auf Augenhöhe diskutieren und musizieren konnten. Im Jahr 1728 wurde dieser Club offiziell als Edinburgh Musical Society gegründet. Er bot Musikern eine gut bezahlte Beschäftigung und einen Treffpunkt für die Kunstmusik, der in Schottland seit dem Abgang von James VI. (fünf Generationen zuvor) gefehlt hatte. Gleichzeitig zog er ausländische Musiker nach Edinburgh, von denen viele als erstklassige Künstler bekannt waren oder wurden.
Mit diesem ungewöhnlichen, speziellen und unterhaltsamen Programm möchte unser Ensemble La Tabatière – un petit orchestre historique – drei Hauptziele erreichen.
Erstens, die Wiederherstellung des Glanzes und des Interesses an der Musik, die im 18. Jahrhundert, an der Wende vom Spätbarock zum Klassizismus, in Schottland komponiert
beziehungsweise aufgeführt wurde, sowie an den Werken, die bei den von der Edinburgh Musical Society organisierten kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen am beliebtesten waren.
Das zweite Ziel besteht darin, das anonyme, aber von Neil Stewart signierte Spinett aufzuwerten, indem wir uns seine Musikalien-Werkstatt als Bezugspunkt unserer (Zeit-)Reise nach Edinburgh vorstellen: wir werden zu seinem Shop in Richtung South Bridge gehen, nur einen Steinwurf von der St. Cecilia’s Hall entfernt (in der seit 1763 die offiziellen Veranstaltungen der Gesellschaft stattfanden), und von ihm gedruckte Noten sowie andere Partituren von bekannten Komponisten der Vergangenheit kaufen, sowie von manchen, die in jenen Jahren innovativer und en vogue waren. Wir werden uns zusammensetzen und diese Stücke auf unseren Instrumenten und auf dem Spinett aus Stewarts eigener Werkstatt spielen, das wahrscheinlich den eleganten Salon eines musikbegeisterten schottischen Adligen jener Zeit damals bevölkerte. Und schließlich werden wir die Erfahrung mit unserem geliebten Publikum teilen, in einem kleinen aber exklusiven Hauskonzert von La Tabatière, unserer kleinen aber exklusiven Musical Society.
Als drittes Ziel möchten wir einfach den Geburtstag unseres beliebten Komponist Carl Friedrich Abel feiern (22. Dezember 1723 in Köthen), der natürlich aus London in Kontakt mit der „Society“ ständig war und sogar eine kleine Rolle bei deren künstlerischen Entwicklung spielte… Ein schönes Quartett von ihm taucht ebenfalls im Konzertprogramm auf.
Konzertprogramm
Werke von Francesco Barsanti (1690–1775), William McGibbon (1690–1756), Francesco Geminiani (1687–1762), Carl Friedrich Abel (1723–1787), Johann Georg Christoph Schetky (1737–1824) und Domenico Corri (1746–1825)