Am Fuße des Stachelbergs, der höchsten Erhebung der südlichen Haßberge, liegt versteckt am Ende eines Seitentals der kleine Ort Weißenbrunn. Sein Name deutet auf den großen Wasserreichtum in dieser Gegend hin (Quellhorizonte des Keupers) und leitet sich von dem althochdeutschen Grundwort „brunno“ (Quelle, Brunnen) sowie dem Beiwort „Wiz“ (weiß, glänzend, hell) ab, was so viel wie „Ort bei der hellen Quelle“ bedeuten könnte. Der Dorfbach, der zuerst in die Preppach und von dort dann in die Baunach fließt, führte genügend Wasser, um einst zwei Mahlmühlen zu betreiben. In seinem Grundriss zeigt der Ort auch heute noch die unverkennbaren Spuren eines Sölden-Dorfes, das zu Füßen einer Burg gewachsen ist.
1330 wird das Rittergut erstmals erwähnt. Im Bauernkrieg zerstört ist es ungewiss, wann und wo das „Schlösslein“, wie es in einem Schreiben genannt wird, wiederaufgebaut wurde.
1698 wird der Neubau des heutigen Schlosses beantragt und genehmigt. Die genaue Erbauungszeit und der Erbauer sind nicht bekannt. Ein Dachziegel ist mit einer Jahreszahl versehen: 1723. Eventuell ist dies das Jahr der Fertigstellung des Baues. Der französische Barockgarten scheint aus der Erbauungszeit zu stammen.
Unter den wechselnden Besitzern des Barockschlosses ist besonders die Familie von Oberkamp prägend gewesen. Über 100 Jahre waren sie in Weißenbrunn ansässig. Die Familie führte in dieser Zeit größere Renovierungsarbeiten durch und wird vermutlich auch den Englischen Park angelegt haben. Auf einem alten Grenzstein aus dem Jahr 1831 im Wald am Fuße des Stachelberg kann man heute noch den Namen dieses Adelsgeschlechts lesen.
Die Familie Schönlau kam Anfang des 20. Jahrhunderts aus Westfalen nach Weißenbrunn und bewohnte über 70 Jahre das Schloss und führte den Gutshof.
1980 wurde das Schloss an den Bamberger Steinrestaurator Ulrich Bauer-Bornemann verkauft, der das Anwesen umfangreich restaurierte, den Englischen Park und Französischen Barockgarten wieder anlegte und bis 2016 in Weißenbrunn seinen Zweitwohnsitz innehatte.
Seit 2016 ist das Barockschloss im Besitz von Wolfgang Kropp und Pia Praetorius, die es sanierten und umgestalteten. 2019 gründete Wolfgang Kropp die Schloss Weißenbrunn Stiftung. Sie soll langfristig den Erhalt des Schlosses sichern und zugleich ermöglichen, dass aus dem ehemaligen Rittergut eine Hochburg für Musik und Kunst entsteht.
1232 | Erste urkundliche Erwähnung Weißenbrunns
Erstmalig wurde Weißenbrunn 1232 in einer Urkunde erwähnt. Darin wurde „Wisenbrunnen“ der neu gegründeten Pfarrei Ebern zugeteilt. Zu dieser Zeit gehörte Weißenbrunn, wie die meisten der umliegenden Orte auch, den Besitzern der Burg Bramberg. Knapp 70 Jahre zuvor war die Burg wegen der verübten Landfriedensbrüche zerstört worden und dem Hochstift Würzburg zugeeignet worden. Unter dem Namen Ruhenecke (Raueneck) lebte das Geschlecht der Bramberg fort. Kurze Zeit später (1244) verkaufte Ludwig de Ruheneck dem Bischof von Würzburg 13 der umliegenden Dörfer, darunter auch Weißenbrunn, um sich wegen Familienzwistigkeiten einen anderen Wohnsitz zu suchen. Fortan vergibt der Bischof von Würzburg diversen Adelsfamilien Höfe in Weißenbrunn als Lehen.
1317–1695 | 378 Jahre Adelsfamilie Fuchs in Weißenbrunn
Seit 1317 taucht der Name der Adelsfamilie Fuchs in Weißenbrunn auf. Apel und Götz Fuchs erhalten einen Hof in Weißenbrunn. Damit beginnt die Ära der Familie Fuchs in Weißenbrunn. Von 1411 bis 1695 besaß die weitverzweigte Familie Fuchs nachweislich das Rittergut, darunter Hans Fuchs zu Wonfurt, Dietrich Fuchs von Eltmann, Eberhard Fuchs, Georg Christoph Fuchs und Hans Karl Fuchs zu Burgpreppach. Das Weißenbrunner Rittergut war Teil einer Kette von Höhenburgen entlang des Rennweges, die seit dem 11. Jahrhundert neu gegründet worden waren. Sie dienten zum Schutz des frühgeschichtlichen Höhenweges und der neuen Talstraße, die die Königshöfe im Gäuland verband.
Während der von Fuchs’schen Inhabung wurde dieses alte „Schloss“, das auch schon auf dem gegenüberliegenden Hang vermutet wurde (ohne dokumentarische Anhaltspunkte), im Bauernkrieg 1525 mitsamt dem Weiler von den Eberner Haufen zerstört. Inwieweit es wieder aufgebaut wurde ist unklar. Auch im folgenden Jahrhundert brachten die durchziehenden Söldnerheere im 30jährigen Krieg Verwüstung und viel Leid über die Bevölkerung und die wirtschaftliche Not war auch innerhalb des niederen Adels spürbar.
Um 1695 veräußerte Christoph Hanß Fuchs von Bimbach das Gut an den bambergischen Kastner zu Zeil Johann Rudolf Moser (Verwalter der Finanzen und Naturalabgaben des Bischofs) und die jahrhundertelange Herrschaft der Familie Fuchs in Weißenbrunn hatte somit ein Ende gefunden.
Ein Jahr später verkaufte Johann Rudolph Moser das Gut weiter an Georg Philipp von Boineburg. Die Boineburgs waren ein altes Adelsgeschlecht, das ursprünglich aus Hessen kam. Georg Philipp von Boineburg besaß bereits Güter im nahegelegenen Dörflis. Später wurde er zum Generalfeldmarschall–Leutnant ernannt.
Um 1700 – Errichtung des Weißenbrunner Schlosses
Von Boineburg ersuchte 1698 den Bischof von Würzburg, die auf „dem Schlösslein zu Weißenbrunn bestehende Zehnfreiheit auf einen dabei gelegenen Platz zu transferieren, wohin er ein Schloss zu bauen gesonnen sei.“ Es wurde mehrfach vermutet, dass ein Dachziegel, der die Jahreszahl 1723 trägt, das Datum der Fertigstellung des Schlosses angeben könnte. Über die Baugeschichte selbst ist so gut wie nichts bekannt. Ein gezeichneter Riss von dem Schloss, der sich im Staatsarchiv in Würzburg befand ist während des 2. Weltkrieges verbrannt.
Wie aus einer Statistik des Jahres 1700 hervorgeht bestand der Ort zu jener Zeit aus 8 Häusern, wovon 1 dem Truchseß von Wetzhausen und 7 dem Herrn von Boineburg zugehörig waren. Aus einem Anschlag über das Rittergut Weissenbronn (der sich im Schloßarchiv in Rentweinsdorf befindet) geht ferner hervor, dass es um 1700 ein Wohnhaus (Gutshaus), ein Hofhaus, ein Wirtshaus, ein Brauhaus und ein Haus in der adeligen Freiheit mit 2 Beständnern (Pächtern) gab.
Wenige Jahre später, bereits zwischen 1711 und 1719, bat von Boineburg den Würzburger Bischof um die lehenherrliche Bewilligung zur Veräußerung des Gutes in Weißenbrunn. Der Verkauf kam zwischen 1719 und 1737 an Johann Christoph von Varell zustande, der es nach kurzer Zeit an den Geheimrat Franz Ignaz von Hebendanz weiterverkaufte.
1749 – 1850 | 101 Jahre Adelsfamilie von Oberkamp auf Schloss Weißenbrunn
1749 überließ F. I. von Hebendanz den Adelssitz in Weißenbrunn seinem Schwiegersohn Heinrich von Oberkamp, der bis zu seinem Tod 1761 Vizekanzler des Fürstbistums Bamberg war. 1833 muss das Lehengut gegen Zahlung einer Ablösesumme abgelöst worden sein und war somit freies Familieneigentum. Alte Rechnungen zeigen, dass 1844 an dem Schloss noch einmal Renovierungsarbeiten für 1544 Gulden durchgeführt wurden.
1821 wurde Weißenbrunn eine Landgemeinde und 1862 in das neu geschaffene bayerische Bezirksamt Ebern eingegliedert. Die Landgemeinde bestand aus vier Orten, Weißenbrunn und die drei Einöden Obere Mühle, Untere Mühle und der Straßenhof. Die Gemeinde zählte im Jahr 1871 119 Einwohner, von denen 71 Katholiken und 48 Protestanten waren, und 26 Wohngebäude. Die Einwohnerzahl blieb bis in die 1960er Jahre relativ konstant um die 100. Heute leben in Weißenbrunn ca 50 Personen.
Ende Dezember 1850 verkaufte Ludwig von Oberkamp, nachdem das Schloss über hundert Jahre im Besitz der Familie war, das Gut mit allem dazugehörigen Besitz für 48000 Gulden an Herrn Louis Ludloff, den Pächter des Rittergutes Obersiemau und Birkach im Herzogtum Sachsen Coburg, der es nur zwei Jahre später an den Kammerrat Adolf Huschke weiterverkaufte.
Kammerrat Huschke war protestantisch und eifriger Förderer der Auspfarrungsbestrebungen der Protestanten aus dem katholischen Pfarrverband Jesserndorf. Mit der Ausgliederung am 25.10.1854 bildeten die Protestanten im Gebiet der katholischen Pfarrei Jesserndorf eine Filialgemeinde der evangelischen Pfarrei Eyrichshof und in Jesserndorf sollte ein ständiges Vikariat und eine eigene Schule errichtet werden. Adolf Huschke hatte sich bereit erklärt bis zur Fertigstellung des evangelischen Kirchen- und Pfarrhausbaus in Jesserndorf in seinem Schloss einige Räume für die Wohnung des Vikars und einen Gottesdienstraum bereitzustellen.
In einem Nebengebäude waren auch Räume für die protestantische Schule vorgesehen. Das Weißenbrunner Schloss war nun über 3 Jahre bis zur Einweihung der evangelischen Kirche in Jesserndorf am 24. Oktober 1858 Gottesdienstort, Sitz des Vikars und Schule der protestantischen Gemeinde. Vikar Joh. Keßler war wohl der erste und einzige Lehrer in Weißenbrunn. Mit großem Engagement trieb er vor allem den Bau der protestantischen Kirche in Jesserndorf voran, die nach seinen Plänen errichtet wurde
Gegen Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselten dann die Schlossbesitzer immer häufiger. In den Gemeindeprotokollen wird 1869 zunächst noch ein Besitzer namens Gerold erwähnt und 1871 war das Gut an Otto Deichler verpachtet. Später folgte der Fabrikbesitzer Engelhard aus Sonneberg, auf den die im Jahr 1896 ins Leben gerufene „Hermann Engelhard’sche Armenstiftung Weißenbrunn“ zurück geht. Sie wurde von der Gemeinde verwaltet und ihr rentierendes Vermögen betrug 1000 Gulden. Die Stiftung sollte zur Unterstützung der vier ärmsten Familien in der Gemeinde dienen. 1898 übernahm der Fabrikbesitzer Raetzer aus Obertrohna bei Chemnitz das Schloss und danach traten zwei Gebrüder Schmitt als Besitzer in Erscheinung. Im Jahr 1903 kaufte der Ökonom Karl Gerber aus Unterhohenried, der Bruder des früheren geistlichen Rates Gerber in Ebern, das Gut.
1907 – 1980 | 73 Jahre Familie Schönlau auf Schloss Weißenbrunn
1907 kaufte die aus Westfalen stammende Gutsbesitzerfamilie Schönlau das ehemalige Rittergut und blieb über drei Generationen Eigentümer.
1952 brannten die Wirtschaftsgebäude und auch die benachbarte Scheune und Stallungen des Landwirts Georg Stubenrauch nieder. Dieses Brandunglück wiederholte sich nach einem Blitzeinschlag am 20. Juli 1958 noch ein zweites Mal. Hierbei waren nicht nur die Wirtschaftsgebäude mit der ehemaligen gutsherrlichen „Schafscheune“, sondern auch das Pächterhaus und das Backhaus mit seinen zwei Backöfen den Flammen zum Opfer gefallen.
1980 verkaufte die Familie Schönlau das Schloss an den Bamberger Steinrestaurator Ulrich Bauer-Bornemann, der das Anwesen umfangreich restaurierte, den Englischen Park und Französischen Barockgarten wieder anlegte und bis 2016 in Weißenbrunn seinen Zweitwohnsitz innehatte.
Heute
Seit 2016 ist es im Besitz von Wolfgang Kropp und Pia Praetorius, die es sanierten und teilweise der Öffentlichkeit zugänglich machten. 2019 gründete Wolfgang Kropp die Schloss Weißenbrunn Stiftung. Sie soll langfristig den Erhalt des Schlosses sichern und zugleich ermöglichen, dass aus dem ehemaligen Rittergut eine Hochburg für Musik und Kunst entsteht.